Sonntag, 30. September 2012

Füsschen

Der kleine Herr O. ist da

Unser Sonntagskind kam am 23.09.2012 um 19:21 Uhr zur Welt. Er mass bei der Geburt 52 cm und wog 3170g.
Wir sind sooo glücklich, sooo müde und immer noch absolut fassungslos, welch großes Glück uns da beschert wurde.
Alles dran, er kann schreien und quäken, trinken und verdauen, schlafen und strampeln, glucksen und greifen.

Nach der Geburt mussten wir uns dann erst mal ein paar Tage erholen. Mama O war nach den Strapazen natürlich k.o. wie nach drei Marathons im Hochgebirge, und der kleine Pampersbomber wollte nach dem Geburtsstress erst mal nur schlafen.
Ich wollt das eigentlich auch, aber da hatten meine Neugier und der Klinikalltag was dagegen. Visite um halb 8, frühstücken, Kind gucken, Kind wiegen und wickeln, mittagessen, Formulare ausfüllen, etc.
Vier Tage durfte ich mit Mama und Sohn ein Zimmer teilen, incl. eigenem Bad und Vollpension. Allen werdenden Eltern kann ich nur wärmstens empfehlen, ein Familienzimmer zu nehmen. Man bleibt für sich, hat seine Ruhe, braucht auf niemanden Rücksicht nehmen, und muss vor allem nicht den Besuch der Bettnachbarin ertragen.
All die Geschichten, die man uns zuvor von Elternstress, Angst und Schlafentzug erzählt hat machen jetzt Sinn. Ich wollte es ja nie so recht glauben, aber ja, alles wahr! Alles, was man sich jahrelang an schlaf-wach-Rhythmus antrainiert hat, ist binnen weniger Tage komplett über den Haufen geworfen. Das geht ja schon beim Einsetzen der Wehen los. Mitten in der Nacht wurde ich aus dem Tiefschlaf geweckt und los gings Richtung Kreisssaal. Seit dem sind mittlerweile gut 7 Nächte vergangen bis ich zum ersten mal wieder ansatzweise so was wie Tiefschalf hatte. Egal. Man pendelt sich irgendwo ein zwischen Wachwickeln, Wiegen, Stillen und Nickerchen machen.
Herr O. hat zwischen zwei Mahlzeiten genug Zeit zum Schlafen, während seine Muttis ja auch mal essen, waschen, einkaufen, duschen oder aufräumen müssen. Schwups sind schon wieder 2 Stunden rum, der Herr schreit nach der Brust, und die Mamis haben immer noch nicht geschlafen.
Dieser permanente Schlafentzug hat Folgen. Man wird einfach blöd im Kopf. Das Gehirn schaltet auf stand-by und nur die wichtigsten Funktionen sind noch abrufbar. Selbst der Gang zur Toilette wird da manchmal komplett verdrängt. Ich stand ohne Portemonnaie im Laden und musste zum
ersten mal seit Ewigkeiten anschreiben lassen, ich stand bei Rossmann vor dem Regal und wusste minutenlang nicht mehr, was ich da wollte.
Und das, obwohl ich alle 10 Sekunden auf meinen Einkaufszettel guckte. Mein Hirn wollte die Information einfach nicht verarbeiten. Heute wird Herr O. eine Woche alt und es gelingt mir schon ansatzweise ganze Sätze zu schreiben. Das ist Fortschritt.
Das kleine Milchmonster saugt jeden Tag gieriger und nimmt stetig an Gewicht zu und Frau O. studiert schon wieder emsig die Fussballseiten im englischen Guardian. Wir sind eine Familie :-)

Die letzte Woche im Zeitraffer - tät ichs ausformulieren, säße ich nächsten Freitag bei Frau Schöneberger und redete über mein neues Buch...

So, 23.09., 02:00 Uhr: Ich werde geweckt. Wehen. Tasche packen, ab ins Auto richtung Kreisssaal
3:30 Uhr: Diagnose: Geburt beginnt, Frau O. soll im K-Haus bleiben, ich soll noch mal nach Hause, weil kein Bett mehr frei ist.
4:00 Uhr: Ich bin zu Hause. Hellwach. Packe noch mehr T-Shirts und Unterwäsche in meine Kliniktasche. Beziehe das Kinderbett. wandere Kilometer um Kilometer durch die Wohnung.
07:30 Uhr: Fahre ins KH. Verbringen den Morgen im Frühstückszimmer und ziehen mittags in den K-Saal um. Ich versorge Frau O. mit live-Fussballergebnissen
aus der englischen Premierleague. Liverpool verliert 1:2 gegen ManU.
17:30 Uhr: Kann keine Müsliriegel mehr sehen. Verlasse den K-Saal und esse Pommes Currywurst in der KH Kantine. Schmeckt furchtbar, gibt aber Kraft.
18:30 Uhr. Die eigentliche Geburt beginnt. Ich schaue fasziniert zu.
19:21 Uhr: Er ist da!
22:00 Uhr: Wir drei kommen aufs Zimmer. Niemand da, ausser uns. Wir sind erschlagen von so viel Glück

Mo, 24.09., 07:30 Uhr: Chefarztvisite. Völlig glücksbetrunken und verschlafen starre ich in die Augen vom Chefarzt und sage "ach, guck mal, der Chef".
Er findet das nur mäßig komisch, gratuliert aber anständig.
Der Tag vergeht mit Telefonieren, Fotografieren, Mails schicken und Kind gucken. Zeit ist absolut relativ. Ich kapiere schnell, dass es so schnell keine
Langeweile mehr in meinem Leben geben wird. Herr O. besteht die U1 mit Bravour.

Di, 25.09.: Der Tag vergeht wie im Flug. Ich melde Herrn O. offiziell bei der Stadt an. Die Ausstellung der Geburtsurkunde soll angeblich bis zu 5 Wochen
dauern. Das kann ja heiter werden. Ohne die kann man so gut wie nichts beantragen, aber mal sehen....

Mi, 26.09.: Noch ein Tag im Sauseschritt. Herr O. besteht auch die U2. Er fängt an richtig zu trinken und meldet sich im 2-3 Stunden Rhythmus, weil er Hunger hat.

Do, 27.09.: Nach dem Mittagessen dürfen wir nach Hause. Kurz zuvor posed der Sohn noch vor der Babyfotografin und bewirbt sich schon mal für eine
Karriere als Model. Kann er gerne tun, denn die 298 Euro für die Fotos müssen ja auch erst mal verdient sein.
Um 15:00 Uhr sind wir endlich zu Hause. Herr O. ist wenig beeindruckt, weder von der Autofahrt noch vom Einzug. Er verpennt einen wunderschönen
Herbsttag und macht die Mamis einfach nur glücklich.

Fr, 28.09.: Erster Besuch unserer Hebamme. Tut gut, Hilfe zu bekommen, ein paar Tipps und Anregungen, aber auch einfach mal mit jemand zu reden.
Die Nacht war eigentlich keine, denn der junge Mann machte sie zum Tag und schrie und strampelte, als wolle er unsere Nerven auf die Probe stellen.
Am Nachmittag hatten wir unseren ersten Herren-Besucht. Die zwei schwulen Onkels aus der Nachbarschaft kamen kurz zum Babygucken vorbei.

Sa, 29.09.: Ich gehe einkaufen und mache ein paar Besorgungen in der Stadt. Ich kann mich heute schon nicht mehr dran erinnern, was ich anhatte, ob
ich die Haare gebürstet und das Gesicht gewaschen hatte. Stehe im Supermarkt an der Kasse und vermisse meine Familie. Kein Wachs im Haar? Ach, egal.


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Anmerkung: Ich werde hier weder den vollständigen Namen unseres Sohnes erwähnen, noch Fotos mit Gesicht veröffentlichen. Wer noch nicht ausreichend mit Bildmaterial versorgt wurde, kann mich gerne anmailen, und dann gibts auch zauberhafte Babyfotos.
Über Rechtschreibfehler bitte ich in den kommenden Wochen hinwegzusehen.

Freitag, 21. September 2012

Erste Pamperslieferung

Samstag, 15. September 2012

Listen und harte Zeiten

Der ET (= wissenschaftlich berechneter Entbindungstermin) rückt immer näher und die Vorbereitungen sind im vollen Gange. Bei uns zu Hause stapeln sich die Listen:
Eine Packliste für die Kliniktasche, eine Liste mit Fragen an die Hebamme, eine Liste mit Dingen, die wir bevorraten müssen für die harten Zeiten nach der Geburt und eine 'das könnten wir noch kaufen'-Liste. Tja, der Kaufrausch nimmt irgenwie kein Ende und ich befürchte, dass es auch in
den nächsten 20 Jahren nicht viel besser werden wird. Schreibt man all die Dinge auf, die man mindestens anschaffen sollte, dann ist man wieder bei einem so großen Berg von Babyphon bis Wickelunterlage für unterwegs, dass man letztlich doch wieder vor dem Problem steht, nicht zu wissen, was denn nun wirklich wichtig ist. Was brauchen wir direkt nach der Geburt und was können wir in den kommenden Monaten noch kaufen? 


Werden wir dazu dann überhaupt nich Zeit haben? Immerhin kommen ja bald auch die vielbeschworenen "harten Zeiten" auf uns zu.

Nix wird sein wie es einmal war. Das höre ich jetzt fast jeden Tag von liebevoll ratschlagenden Menschen."Geht noch mal ins Kino", "schlaft euch so richtig aus", "mach noch mal  alles, was dir Spass macht", "geniesst die Zeit zu zweit". Vor lauter  Aktionismus bin ich schon ganz erschöpft. Ich geniesse, schlafe und lebe so intensiv wie nie zuvor - ständig angetrieben von der Angst, es könnte das letzte Mal sein. Nachdem ich erst mal angefangen hatte darüber nachzudenken, was ich alles noch schnell vor der Geburt erledigen muss, war ich richtig gestresst. Wie vor einer großen, abenteuerlichen Urlaubsreise in ein fernes Land. Von Wahnvorstellungen geplagt kauft man Sonnencreme, Mückensalbe, Rei in der Tube und Streichhölzer für den Notfall, um dann
am Urlaubsort festzustellen, dass gleich um die Ecke vom Hotel ein riesiger DM ist. 


Die Vorratspackung Klopapier und die Familien(!)packung Nudeln waren zwar gelistet, erfüllen wahrscheinlich aber in jeder Lebenslage ihren Zweck. Ob die grüne Fahrradhose, 4 T-Shirts, eine neue Kindle-Tasche und der neue Rucksack in diese Kategorie gehören, muss noch  genauer erörtert werden. Noch schlimmer ist, dass die Liste mit Dingen, die ich unbedingt haben will nicht grade kürzer wird, je näher der Geburtstermin rückt.
Vielleicht werde ich nie wieder Schuhe kaufen könnnen? Oder Mützen, oder häßliche Halstücher? Ich werde es wohl in spätestens einem Monat wissen, denn dann sollte Monsieur es geschafft haben, seine kleine Wohnung verlassen zu haben.

Da die Zeit bis dahin einfach viel zu langsam vergeht, habe ich vor zwei Wochen beschlossen, meiner Frau in der Anzahl der Arztbesuche Konkurrenz zu machen.
Ich habe meinem Hausarzt ein paar Symptome geschildert und beschäftige ihn nun damit herauszufinden, was das sein könnte. Ich hoffe, er findet die ultimative Lösung gegen meinen viel zu niedrigen Blutdruck und wird der ewigen Friererei ein Ende setzen.
Falls nicht, hab ich wenigstens ein aktuelles Blutbild und ein EKG fürs Familienalbum.
Eine Masseurin mit Hang zur Esoterik hat mich dazu animiert, meine Ohren zu reiben und auf Nelken zu kauen. Die Nelken sollen gut gegen meinen empfindlichen Magen sein und das mit den Ohren hab ich nicht ganz verstanden.
Mein Zahnarzt hat mir drei Plomben gefüllt und seine Kollegin wird diese Woche die Generalreinigung vornehmen.
Gehört jetzt nicht ganz in dieses Genre, aber zum Friseur werde ich auch noch gehen. Als Co-Mutter kann man ja schlecht aussehen wie Lumpi, wenn der Sohn das Licht der Welt erblickt. Summasumarum ein sportliches Programm, das mir die elende Warterei versüßt und meinen nicht mehr ganz so jungen Körper wieder in Schuss bringt. Schliesslich kommen harte Zeiten auf mich zu.

Samstag, 1. September 2012