Dienstag, 8. Januar 2013

Schlecht vorbereitet

Ich gebe es ungern zu, aber in diesem Jahr war ich extrem schlecht auf unseren Irland-Besuch vorbereitet. Nun machen wir das schon 8 Jahre lang (mit einer einzigen Unterbrechung) und man sollte meinen, ich wüsste langsam, was mich dort erwartet. Aber diesmal war alles anders, denn diesmal war der kleine Herr O. dabei. Und wenn noch einmal einer sagt, dass sich das Leben mit Kind verändert, dann nicke ich und sage, ja, vor allem während des Weihnachtsurlaubs in Dublin.
2 Wochen waren eingeplant - doch angesichts meiner sich breitmachenden inneren Unruhe erwarb meine Frau ein sogenanntes Flexi-Ticket. Das ist ein Flugticket, das zum flexiblen Rückflug bevollmächtigt, was sich ganz besonders lohnt, wenn die Heimweh- und Langeweilekurve proportional zur Dauer des Urlaubs ansteigt. Es geht hier um MEINE Kurve, nicht die unseres Sohnes. Der hat ja noch kein Zeitgefühl und kennt zum Glück auch noch kein Heimweh.
Wie eine Airline einen flexiblen Rückflug allerdings möglich machen kann, wenn doch alle Flieger ausgebucht sind, ist mir ein Rätsel, das aus aktuell nicht eingetretenem Anlass auch nicht gelöst werden konnte. 
Zusätzlich hatten wir dann auch noch kostenlosen Zutritt zur Lounge - die aber aus Zeitknappheitsgründen und unüberwindbar großer Distanzen am neuen Dubliner Airport nicht aufgesucht werden konnte, und das Recht, ein drittes Gepäckstück zu befördern. Letzteres nahmen wir mit großer Freude und noch größerem Bedarf dankend in Anspruch. Wobei ich auch gleich wieder beim Thema wäre: Ich war echt schlecht vorbereitet:

  • auf diese unglaublich freundlichen Iren. Selbst in Zeiten größter Eurodepression und Immobilien-Frustration haben sie immer einen guten Witz und ein Lächeln zur Hand. 
  • auf die Großzügigkeit der Iren, die uns mit Kinderklamotten, Spielzeugen, Spieldecken und Gutscheinen nur so übeschüttet haben. Vielen herzlichen Dank an euch Freunde, Verwandt, Bekannte. Wir sind nun bis weit in den nächsten Winter versorgt.
  • auf Fragen nach Angie und unserer (= die Deutschen) Meinung über Irland. Hier war ich ernsthaft überfordert. Ich hab dann was von Griechenland erzählt und man war fast enttäuscht, dass die irischen Schulden und ihr Beitrag zur Eurokrise in Deutschland kein Seite 1 - Thema sind. Naja, wenn sich auch in einer Woche die van der Varts und die Wulffs trennen, hat mans auch schwer, auf die Startseite zu kommen.
  • auf so viele Kinder. Es ist ja bekannt, dass Irland eine der höchsten Geburtenraten in Europa hat. Dass es dann soooo viele Kinder dort auf einem Haufen gibt, ist doch für ein deutsches Einzelkind aus den Siebzigern schwer vorstellbar. Ausser, dass man sie überall sieht, sind sie auch laut, bunt und raumgreifend - aber auch mindestens genau so süß.
  • auf Kartoffeln. Die Welt mag sich ändern und nichts mehr so wie früher sein, der Ire bleibt bei seinen Kartoffeln. Dargeboten in mindestens 2 Zubereitungsformen (gekocht und gestampft), manchmal aber auch mehr. Zu einer Mahlzeit gabs gleichzeitig gekochte, gebackene, gestampfte und frittierte Kartoffeln. Dazu dann Möhren und Lamm - da gibts dann auch nicht so viel Abwechslung, aber immerhin darauf war ich vorbereitet. 
Nach so vielen unerwarteten Ereignissen verlief der Rest des Urlaubs quasi unfallfrei. Der junge Mann wußte sich im Flugzeug zu benehmen, er sog alle neuen Gesichter gierig in sich auf, lernte Greifen und Sitzen (mit Hilfestellung) und gewöhnte sich sogar einen erwachsenenkompatiblen Schlafrhythmus an. Den hat er sogar ins finstere, winterlich triste Deutschland rübergerettet, was seine beiden Mamis sehr verzückt. Nun sind wir wieder im düsseldorfer Alltag gelandet, treffen nicht mehr täglich mindestens 3 neue Erwachsene plus deren 9 Babies und Kleinkinder, essen wieder Reis und Nudeln, und freuen uns an Herrn O's Lächeln.

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