Sonntag, 5. Januar 2014

Day 12 - 17 und überhaupt

01.01. 2014. - 05.01.2014

Der Weihnachtsurlaub in Irland ging schneller zu Ende als ich in der Lage war, alles aufzuschreiben. Irgendwie nahm unser Leben mit dem Beginn des neuen Jahres Geschwindigkeit auf. Es wurde so viel gegessen und getroffen, spaziert und gequatscht wie an all den Tagen zuvor nicht, so dass ich am Ende zugegeben ziemlich platt war.

Gegessen:
Frau O. und ich haben uns einen gemütlichen kulinarischen Abend bei meinem Lieblingschinesen gegönnt. Was für ein Gedicht dieses scharfe Rindfleisch in Knoblauch, Chili, schwarzem Pfeffer und Koriander. Während wir die Ruhe zu Zweit dank Opas Babysitter-Künsten genießen konnten, muss ich unbedingt die Mutter erwähnen, die uns mit 5 kleinen Kindern zwischen 3 und schätzungsweise 10 beim Fließband-Sushi-Fritzen gegenüber saß. Ich war schon schwer beeindruckt, was so ein halbes Fußballteam verdrücken kann. Noch beeindruckter war ich von Muttis Geduld und nimmer endenden Bestellungen aufgrund der Sonderwünsche ihrer individuellen Geschöpfe. Von der Rechnung wäre ich sicher auch beeindruckt gewesen. Unser Sohn schlief zum Glück und verpaßte die Chance, sich die neusten Tricks beim Nachtischklau abzugucken.
Zum Thema Essen hätte ich noch nachzutragen, daß ich zum ersten Mal einen sogenannten “Meringue” (dt = Baiser) gegessen habe, der mir geschmeckt hat. Ein Lob an die tolle irische Hausfrau und ihre Backkünste.

Spaziert:
Gleich zwei Mal besuchten wir airfield. Airfield heißt übersetzt in etwa “Farm, Cafe, Garden, Home”. Man kann da herrlich spazieren und kleine Küken gucken, Esel, Hühner und Schweine anschauen und lernen, wie die Besitzer der Farm vor etwa 100 Jahren gelebt haben. Es gibt auch ein nettes Cafe mit einer ausbaufähigen Speisen- und Kuchenkarte.

Getroffen:
Die Anzahl meiner Irlandbesuche liegt ja inzwischen im mittleren zweistelligen Bereich. Dennoch muß ich jedes Mal wieder über diese “How are you”-Kultur schmunzeln. Ich kann meinen Verstand nur schwer davon überzeugen, dass es sich hier um eine völlig am Inhalt der Worte vorbeigehende Begrüßungsfloskel handelt. Nur um ein Haar hätte ich einer Kellnerin geantwortet “Oh, I am very sick. I have a cold and did not sleep very well last night, because our son fell asleep on my stomach. Maybe you have a tissue for my runny nose?”. Hab ich mir dann aber verkniffen. Da treten zum Beispiel an der Kassentheke eines Bekleidungsgeschäfts 5 Leute gleichzeitig zum Bezahlen vor, und die fünf jeweils ihnen gegenüberstehenden Kassierer/innen fragen im Chor “How are you?”. Und - niemand antwortet. Ich war perplex. Für einen in Deutschland sozialisierten Menschen fühlt sich das an, als würde jemand sagen: “Kann mir mal jemand helfen?” und alle schauen weg. Ich habe meinen Verstand davon überzeugt, in Irland immer schön auf PAUSE zu schalten, sobald jemand diese drei Worte in meine Richtung sagt. Im einfachsten Falle einfach nachplappern, und wie eine Gummiwand die Frage an das Gegenüber zurückwerfen. So fällt man am wenigsten auf.
Den Boden getroffen, den Gegner getroffen, den Pfosten getroffen. Das haben an den sehr nasskalten Tagen um Weihnachten sehr sehr viele Rugbyspieler getan, deren Sport in mir immer eine Mischung aus Faszination und Ekel hervorruft. Diese Art von Freizeitbeschäftigung ist und bleibt mir ein Rätsel. Ich suche noch nach einer Lösung, wie ich meinen Verstand risiko- und nebenwirkungsfrei durch Fernsehabende mit Zweitligarugby navigieren kann, aber da hilft wahrscheinlich nur Abschalten oder viel Alkohol. Sich auf einem ackerähnlichen Feld im strömenden Regen an den Genitalien eines Mitspielers festzukrallen, damit man beim Schubsen und Schieben mit dem schwitzenden Gegner nicht umfällt, ist schon eine merkwürdige Form der Körperertüchtigung.
Ich laufe da lieber ein paar Runden durch den Park.

Gesucht:
Wie in früheren Posts erwähnt, waren wir ein paar Tage lang verschnupft. In Deutschland greift man da zu Tempos, Softies, Tatüs, oder sonstigen lustigen Discountermarken und schnieft die Dinger gedankenlos voll. Für Nachschub ist reichlich gesorgt. Nicht so in Irland. Da ich nach 2 Tagen Dauerschnupfnase immer noch keine Papiertaschentücher zum Mitnehmen gefunden hatte (die große Box wollte ich nicht mit in die Stadt nehmen), fing ich an, in Restaurants die Einwegservietten zu bunkern. Sie sind ja schliesslich gratis und noch nie hat mir jemand gesagt, dass nur bestimmte Mengen gestattet seien. Allerdings sind sie rau und wenig saugfähig.
Nach vier Tagen fand ich immerhin einen Drogeriemarkt, der einzelne (!) Packungen Taschentücher verkaufte. Ich schlug zu und gönnte mir gleich 3 von diesen raren Luxusartikeln. 

Gesucht habe ich auch einige Zeit nach dem Grund, warum man in einem Land, in dem es ständig regnet, Papiertüten an die Kundschaft ausgibt. Die werden im Dauerregen natürlich ganz schnell nass und labbelig und reissen irgendwann auf. 

Der Grund ist, dass sie nichts kosten - Plastiktüten allerdings schon. Ich hab noch nie jemanden mit Plastiktüten aus einem Shop kommen sehen. Sind wahrscheinlich noch weniger erschwinglich als Papiertaschentücher. Zum Einen. Zum Anderen: Es gibt wahrscheinlich so wenig Papiertaschentücher, weil es so viele Papiertaschen gibt.

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